v.l.n.r.: Richard Domke, Fabian Holzer, Lars Schänzler, Sam Magee, Chloe Magee und Carla Nelte
v.l.n.r.: Richard Domke, Fabian Holzer, Lars Schänzler, Sam Magee, Chloe Magee und Carla Nelte

Nach einer viereinhalb Stunden langen Hitzeschlacht in der Lüdinghausener St.-Antonius-Halle entschied zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesliga am Sonntag ein „Goldener Satz“ über einen Sieger: Den der Halbfinalpartie um die Deutsche Meisterschaft zwischen Union Lüdinghausen und dem TV Refrath.
4:3 hieß es am Ende für den leichten Favoriten und es war in der Tat wie so oft bei so knappen Entscheidungen das Glück mit im Spiel. Heinz Kelzenberg: „Lüdinghausen hatte am Ende das Glück des Tüchtigen, denn ihr Herrendoppel hat den Golden Set einfach etwas besser gespielt als unsere Jungs. Das muss man anerkennen. Dass Nick Fransman nach sechs harten Sätzen dazu noch in der Lage war, hat mich überrascht und am Ende war Josche Zurwonne der überragende Mann, der einfach nach dem Seitenwechsel keinen Fehler mehr gemacht hat“.
Doch der Reihe nach: Knapp 600 Zuschauer hatten auf den extra eingerichteten Zusatztribünen Platz genommen, als nach einer langen Begrüßung und Ehrung der Olympia-Qualifikanten um kurz vor 14:30 endlich das Spektakel auf dem Feld begann. Für den TV Refrath war klar, dass der Gewinn der beiden Doppel im Bereich des Möglichen liegen würde, zumal der englische Nationalspieler Nottingham auf gegnerischer Seite seinen Einsatz durch ein leichtfertig angetretenes Match in der englischen Liga verwirkt hatte. Dennoch ging Union mit beachtlicher Größe mit diesem Faux-pas um, blickte auch personell nach vorne und stellte den Holländer Nick Fransman an die Seite von Josche Zurwonne.
Die Lüdinghausener gewannen den ersten Satz gegen Sam Magee und Fabian Holzer sehr glatt und hatten bei 20:18 zwei Matchbälle, die das Refrather Doppel abwehren konnte. Im entscheidenden dritten Durchgang endete die Partie dann nach einer Stunde sogar mit einem 21:19 Erfolg der TVR-ler, die sich immer wieder gegenseitig gepusht und niemals aufgegeben hatten.
Zuvor hatten Chloe Magee und Carla Nelte ihr Match nach anfänglichem klare Rückstand in zwei knappen Sätzen gewinnen können, so dass der gewünschte 2:0 Vorsprung Realität geworden war. Dabei hatten es die beiden Refratherinnen mit niemand geringerem zu tun als mit der Nummer 12 der Weltrangliste Eefje Muskens an der Seite von Karin Schnaase.
Ein aufopferungsvoll kämpfender Richard Domke präsentierte sich gegen Weltklassemann Yuhan Tan anschließend in großartiger Form, bewies konstant sein überragendes Ballgefühl, musste jedoch schließlich im 2. Satz einen 17:13 Vorsprung abgeben und eine Niederlage einstecken. Nahezu parallel entschied sich Lüdinghausens Karin Schnaase aus gesundheitlichen Gründen dazu, ihrer Mannschaftskollegin Yvonne Li das Dameneinzel zu überlassen.
Die 17-jährige gebürtige Hamburgerin startete fulminant in die Partie (21:12), wurde jedoch im 2. Satz gleichermaßen von Chloe Magee überrollt (10:21). Was folgte war ein von Li exzellent gespielter 3. Satz, in dem Magee kaum ein Mittel fand, selbst Punkte zu machen, so dass dieses Match vom Papier her überraschenderweise mit 11:21 im 3. Durchgang nicht an den TV Refrath ging.
Nun wurde die Partie zu einem Wechselbad der Gefühle. Gewonnene erste Sätze im Mixed (Sam Magee und Carla Nelte mit 21:8!!) und sensationellerweise auch von Lars Schänzler über Nick Fransman (22:20) machten zwischenzeitlich Hoffnung auf einen Sieg in der normalen Spielzeit „trotz“ des verlorenen Dameneinzels. Schänzler musste in den dritten Satz, nachdem Magee/Nelte ihren zweiten Durchgang und damit das Spiel mit 22:20 hatten nach Hause fahren können.
Die über 60 mitgereisten Refrather Fans, die für eine lautstarke und vor allem leidenschaftliche Stimmung bei jedem Refrather Punkt sorgten, trauten ihren Augen nicht, als Lars Schänzler im entscheidenden 3. Satz seinen holländischen Gegner bis 13:8 gut beherrschte. Heinz Kelzenberg: „Dann riss ein wenig der Faden bei Lars, aber Fransman traf mit seinen Angriffen auch konstant die Linien und zeigte ein unglaubliches Finish“. Das Spiel ging mit 21:14 an den Niederländer, so dass beim Stand von 3:3 der Sieger der Partie noch nicht ermittelt war.
Der mehr gewonnene Satz hätte dem TV Refrath bis zu dieser Saison den Sieg gebracht, doch seit dieser Spielzeit entscheidet ein sogenannter „Goldener Satz“ über den Ausgang der Partie, was alle Beteiligten einheitlich „fair und mega attraktiv“ fanden. Im Wechsel duften beide Teams eine der fünf Disziplinen streichen, so dass am Ende das Herrendoppel übrigblieb, was im Übrigen der Wunsch beider Teams war“.
Die Refrather Entscheidung war nach Diskussionen innerhalb des Teams einstimmig zustande gekommen, wobei auch das Dameneinzel zunächst als Alternative gehandelt worden war. Fabian Holzer und Sam Magee hatten jedoch schließlich zuversichtlicher gewirkt als Chloe Magee.
Der gegen 18:30 gestartete Golden Set hielt dann ebenfalls alles was er im Vorfeld an Spannung versprochen hatte. Holzer/Magee führten 10:8, gaben dann vier Punkte in Folge ab und liefen für den Rest der verbleibenden gut fünf Minuten genau diesem Rückstand hinterher. Ein Netzroller von Fabian Holzer fiel beim Matchball für Union schließlich unglücklich neben die Seitenlinie, so dass der Sieg für den Gastgeber feststand und durch Jubelstürme der mehrheitlich Lüdinghausener Fans untermalt wurde.
Heinz Kelzenberg: „Wir haben einen exzellenten Kampf geboten, fast alles richtiggemacht, aber halt nur fast. Lüdinghausen hat unter für sie unglücklichen Vorzeichen nie aufgegeben und am Ende das nötige Glück gehabt. Die Stimmung hier war trotz der Saunatemperaturen extrem gut, ein tolles Event, auch unseren phantastischen Fans gebührt ein großes Lob, das hat die gesamten Mannschaft über vier Stunden lang sehr motiviert. Auch unsere nicht einsatzbereiten Spieler Fabian Roth und Max Schwenger haben gemeinsam mit Denis Nyenhuis und Daniel Winkelmann beim Coaching alles gegeben. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam als Team erreicht haben“.
Lüdinghausen spielt nun am 27. Mai das Finale beim Top-Favoriten aus Bischmisheim, der TV Refrath beendet die Saison 2015/16 auf einem tollen 3. Platz, dem besten Ergebnis der Vereinsgeschichte. Ziel ist es, diesen Rang in der kommenden Saison zu halten und dann beim erstmals ausgetragenen „Final Four“ den Sprung ins Finale zu schaffen. Der Refrather Teammanager: „Alle Spielerinnen und Spieler bleiben an Bord und wir sind schon jetzt heiß auf die kommende Saison“.
Ein Teil der Spieler freut sich auf den unmittelbar bevorstehenden Urlaub, andere reisen Mitte der Woche zur Mannschafts-WM nach China, für die in Abwesenheit der „Rio-Fahrer“ Jenny Karnott, Richard Domke, Lars Schänzler und Fabian Holzer vom Chef-Bundestrainer nominiert wurden.

Quelle: TV Refrath Badminton

Von Markus Stiefelhagen

Ich lebe seit meinem vierten Lebensjahr in Refrath. Die Internetseite Refrath Online betreibe ich aus privatem Interesse. Hier berichte ich über aktuelle Themen aus Refrath. Um immer aktuell zu sein, bin ich auf die Mithilfe anderer angewiesen. Daher freue ich mich über jeden Artikelvorschlag.